Aktuelles
In der April-Sitzung des Gemeinderates, die Bürgermeister Bernd Bogner coronakonform im Kainsbacher Dorfgemeinschaftshaus abhielt, ging es im Wesentlichen um Bauangelegenheiten und um ein besonderes Kunstprojekt. Trotz des entschuldigten Fehlens von fünf Gemeinderäten war die Beschlussfähigkeit gegeben. Es waren einige geladene Gäste anwesend, außerdem ein paar Zuhörer.
Dringend notwendige Straßensanierung in Thalheim
In Thalheim kam es im letzten Jahr „Am Böll“ zu einem Erdrutsch. Die Böschung der schmalen Straße ist in einem Teilbereich abgerutscht, der Straßenkörper ist dadurch stark beschädigt worden. Einige Anwohner sind von diesem Zustand unmittelbar betroffen. Der Fahrbahnbelag ist ohnehin in einem schlechten Zustand. Es herrscht Handlungsbedarf. Darüber war man sich im Vorfeld schon einig und auch im Haushalt ist dies bereits berücksichtigt worden. Herr Hergenröder vom gleichnamigen Ingenieurbüro stellte eine Entwurfsplanung im Gemeinderat vor, die einstimmig beschlossen wurde. Mit der Ortschaft Thalheim ist die Gemeinde im Förderverfahren „Dorferneuerung/Kleine Infrastruktur“ bereits aufgenommen worden. Ein Förderantrag beim Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) in Ansbach soll nun Zuschüsse in Höhe von maximal 80 Prozent der zuwendungsfähigen Nettokosten generieren, was laut Bürgermeister am Ende etwa 50 Prozent der geschätzten Baukosten von 269.000,- Euro ausmachen dürfte.
Hergenröder hat die steil ansteigende Straße vom Beginn am Feuerwehrhaus bis zu ihrem Ende am Übergang in den Waldweg komplett vermessen und in seiner Planung Fahrbahnanpassungen vorgenommen. Laut Hergenröder sei dies ein schwieriges Unterfangen. Es gebe viele höher gelegene Hofeinfahrten und Fixpunkte, die berücksichtigt werden mussten. Auch die Engstelle der Straße an einer privaten Garage sowie die Gewährleistung einer sorgfältigen Wasserführung seien zusätzliche Herausforderungen für die Planung gewesen, so der Ingenieur. Der neue Straßenkörper gliedert sich in eine Fahrbahn und in einen durch Zweizeiler abgegrenzten Mehrzweckstreifen. Mit dem Zweizeiler könne das Wasser optimal geführt werden, mit dem Mehrzweckstreifen können im hangseitigen Bereich die Hofeinfahrten dem Geländeanstieg entsprechend angepasst werden. Bei der Hangabsicherung im Erosionsbereich der Straße bestehe die Notwendigkeit, die Böschung, die auf privatem Grund liege, fachgerecht abzufangen, so Hergenröder. Idealerweise sollte dies durch den Grundstückseigentümer vor den Straßenbaumaßnahmen erfolgen. Bogner warf ein, dass man rechtzeitig mit dem Eigentümer Kontakt aufnehmen und ihn in die Planungen mit einbeziehen werde. Ob eine Wendemöglichkeit im Sackgassenbereich „Am Böll“ geschaffen werden könne, müsse noch geprüft werden, so Hergenröder.
Während der etwa dreimonatigen Bauphase wird für die Anwohner mit Einschränkungen zu rechnen sein, schließlich könne die Straße nur im „Über-Kopf-Verbau“ erneuert werden. Ein Bauzeitenplan soll die einzelnen Bauabschnitte und Durchfahrtzeiten für die Anwohner regeln. Ob noch in diesem Jahr mit der Maßnahme begonnen werden kann ist noch offen. Vielleicht kann sogar eine kombinierte Ausschreibung mit der geplanten Sanierung „Am Schloss“ in Thalheim erfolgen, so Bogner.
Happurg als Ort des Leidens und Verbrechens im Blick
Der Dokumentationsverein KZ Hersbruck e.V. lobte anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung der NS-Konzentrationslager (08. Mai 1945/2020, pandemiebedingt mit zweijähriger Verspätung) einen besonderen Kunstwettbewerb aus, der sich mit dem Thema „Orte des Leidens und Verbrechens – Verpflichtung zur Menschlichkeit“ beschäftigt. Projektleiter Klaus Petersen aus Hersbruck und Künstlerkoordinatorin Anja Schoeller aus Nürnberg referierten in der Sitzung zunächst über die Ziele des Vereins, über die zugrundeliegende Idee für den Kunstwettbewerb und über die Bedeutung des Ortes Happurg für das Gedenken allgemein und speziell für die vorübergehende Ausstellung der erschaffenen Kunstwerke. Insgesamt seien 41 Teilnehmer an dem Kunstwettbewerb beteiligt, darunter Künstler aus der gesamten Region, auch aus Hersbruck und Happurg. Sogar Schulen und Schulklassen aus dem Nürnberger Land sowie Studenten einer Hochschule haben in den letzten Wochen und Monaten interessante Beiträge erarbeitet und künstlerisch umgesetzt. Eine Auswahl an Kunstwerken und deren Präsentationsorte sollte dem Gremium nun vorgestellt werden.
Unter anderem präsentierte Nürnberger Künstlerin Corinna Smok Kreidezeichnungen, die auf Aluminium-Kunstharzplatten gedruckt wurden, in denen das Leid der KZ-Häftlinge eindrucksvoll dargestellt wird. Geschweißte Eisenbahnschienen bilden den Rahmen der Stelen. Die Motive sollen in einer Art Kreuzweg an den Stolleneingängen des ehemaligen Doggerwerks - nach Möglichkeit dauerhaft - installiert werden. Eine Stele davon möchte die Künstlerin gerne in der Ortsmitte von Happurg entlang des ehemaligen Häftlingswegs platzieren. Am Kühbrunnen wäre ein geeigneter Platz dafür, so der Vorschlag aus dem Gremium.
Harald Kienle, ein weiterer Künstler, der sich mit dem Leid der KZ-Inhaftierten intensiv beschäftigte, stellte seine handgefertigten Holzschuhe vor, wie sie damals von den Häftlingen getragen werden mussten. Aufbewahrt werden die Schuhe in kleinen Vitrinen aus Beton und Glas, die in Regalbauweise modulartig zusammenstellbar sind. Diese Schuhregale sollen an verschiedenen Orten, z.B. am KZ-Dokumentationsort „An der Hunnenschlucht“ in Happurg, aufgestellt werden. Die Häftlingsschuhe können in einem begrenzten Zeitraum und in den Folgejahren zu bestimmten Aktionen des Doku-Vereines von Besuchern ausgeliehen werden und in Anlehnung an den täglichen 5 Kilometer langen Fußmarsch vom Konzentrationslager Hersbruck zum Happurger Doggerstollen getragen werden.
Ein weiteres spannendes Kunstprojekt stellte der Happurger Ferdinand Rosenbauer vor, dessen Familiengeschichte nach eigenen Angaben in mehrfacher Weise mit dem „ErinnerungsRAUM“ Doggerwerk/Lager Förrenbach/Happurger Stausee verbunden ist. Auf dauerhaften Schautafeln aus verschiedenen Perspektiven und in einer einmaligen Kunstinstallation im Sommer will Rosenbauer die Baracken des ehemaligen Häftlingslagers Förrenbach sowie das Krematorium wieder in Erinnerung bringen und sichtbar machen. Der Großteil dieses Areals ist verschwunden. Heute befindet sich der Stausee an dieser Stelle.
Der Gemeinderat war von den Künstlern, den Kunstwerken und den geplanten Aktionen sehr positiv angetan. Man werde dies auf alle Fälle wohlwollend unterstützen und sei auf die Resonanz aus der Bevölkerung sehr gespannt, fasste Bogner die Stimmung im Gemeinderat zusammen. Hinsichtlich der Platzierung einzelner Installationen, der Finanzierung einzelner Objekte und der Durchführbarkeit mancher geplanten Maßnahme müsse man noch im kleineren Kreise konkreter nachdenken, so die abschließende Meinung der Verantwortlichen des Doku-Vereines.
Bauanträge
Folgende Bauanträge wurden behandelt und allesamt einstimmig genehmigt:
- Bauantrag zur Errichtung von 3 Dachgauben und Erweiterung des Balkons auf einem bestehenden Gebäude in Förrenbach;
- Bauantrag zur Errichtung eines Einfamilienhauses mit Doppelgarage in Kainsbach;
- Bauantrag zur Erweiterung eines bestehenden Wohngebäudes in Happurg. Besonderheiten: Das Grundstück befindet sich im Gebiet des Bebauungsplanes Nr. 4 „In der Ebene“. Besonderheit: Der Gemeinderat Happurg befasste sich bereits in seinen Sitzungen am 30.09.2020, am 24.02.2021 sowie am 28.07.2021 mit dem Bauvorhaben;
- Bauantrag zum Umbau und zur Erweiterung eines Wohnhauses in ein Mehrfamilienhaus mit Balkonanbau (3 Wohneinheiten) in Schupf;
- Antrag auf Vorbescheid zur Errichtung eines Einfamilienhauses in Happurg. Besonderheit: Das Gebäude soll auf einer Teilfläche außerhalb des Baufensters errichtet werden;
- Bauantrag zur Errichtung eines Einfamilienhauses mit Doppelgarage in Happurg (auf einer Grundstücksteilfläche). Besonderheit: Dem Antrag der Bauherren auf Errichtung einer 2 Meter hohen Einfriedung aus Natursteinen und Holz wurde nicht stattgegeben. Einfriedungen dürfen eine Höhe von 1,25 Meter nicht überschreiten;
Berichtswesen und Sonstiges
Bürgermeister Bogner informierte über die mögliche hohe Investitionssumme im Zuge der Machbarkeitsstudie für einen Neubau der Hersbrucker Grund-, Mittel- und Förderschule. Auf die Mittelschule, zu dessen Schulverband die Gemeinde Happurg gehöre, entfielen ca. 30 Millionen Euro an Baukosten. Etwa 55 % staatliche Zuschüsse könnten zwar abgezogen werden, die Restkosten müssten jedoch auf alle Mitgliedsgemeinden umgelegt werden. Welche bauliche und finanzielle Lösung aber letztendlich angestrebt werde, sei noch offen.
Friedhofsexperten berieten die Gemeinde hinsichtlich Baumbestattungen in Verbindung mit Urnengräbern auf dem Happurger Friedhof. Sie schlugen im unteren Eckbereich ein Areal vor, das sich für Urnenbestattungen unter einem Baum eignen würde. In Steinzylindern, die im Boden eingelassen und mit einem gravierten Metalldeckel verschlossen sind könnten am Happurger Friedhof bald Urnenfelder für 16 Verstorbene und deren Angehörige unter einem extra gepflanzten Baum entstehen.
Für Montag, 25. April kündigten der Bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und der Bayerische Umweltminister Thorsten Glauber einen Besuch am Kraftwerk Happurg an. Mittelfristiges Ziel sei es, das Kraftwerk zu sanieren und wieder in Betrieb zu nehmen. Man wolle weitere Anstrengungen von Seiten des Kraftwerksbetreibers unternehmen dieses Ziel zu erreichen, mit voller Unterstützung der bayerischen Politiker. Eingeladen dazu hat der Kraftwerksbetreiber UNIPER selbst. Auch Landrat Armin Kroder sowie Vertreter der Gemeinderatsfraktionen werden an dem Treffen teilnehmen.
Aus dem Gremium wurde angeregt, dass die obere Baustelleneinfahrt am Förrenbacher Friedhof mit einem Tor verschlossen werden sollte, damit keine Wildtiere in den Friedhof eindringen und Schaden anrichten können. Der dafür aufgestellte Bauzaun wurde anscheinend von Unbekannt entfernt.
Jörg Kirschner, Fraktionssprecher